Allgemeine Studienberatung: Fakultätsassistent Dietmar Koch
Mo 11-12.30; Do 10-12, Raum 214
Eventuelle Änderungen gegenüber dem Vorlesungskommentar werden aktuell angeschlagen!
Soweit nicht anders im Kommentar vermerkt, ist die Anmeldung zu den Veranstaltungen nicht erforderlich.
Semestertermine:
Beginn der Vorlesungen: 13. Oktober 1997
Ende der Vorlesungen: 14. Februar 1998
Vorlesungsfreie Tage:
1. November, 24. Dezember - 6. Januar
Freisemester:
Prof. Dr. Peter Schroeder-Heister
Prof. Dr. Georg Wieland
Freistellung:
Prof. Dr. Günther Maluschke
Einführungsabend für Studienanfänger:
13. Oktober 1997, 18.00 c.t., Alte Burse, Raum X
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Die Vorlesung soll dazu dienen, in zentrale Problemstellungen der Ethik und der Wissen-
schaftstheorie der Biowissenschaften einzuführen. Im Vorlesungsteil über die Ethik der
Biowissenschaften werden sowohl die ethischen Implikationen biologischer Theorien über den
Menschen und seine Stellung in der Natur als auch Fragen der sog. angewandten Ethik
behandelt. Im Teil über die Wissenschaftstheorie der Biowissenschaften wird die Klärung
biologischer Grundbegriffe, die Struktur biologischer Erklärungen und Prognosen sowie die
Positionsbestimmung der Biologie im Verhältnis zu anderen Naturwissenschaften im Vorder-
grund stehen.
Die Vorlesung richtet sich insbesondere an Studierende der Biologie und Philosophie.
Obwohl ich mit dieser Vorlesung die Einführung in das Denken Nietzsches fortsetze, ist die Vorlesung in sich abgeschlossen und kann ohne Kenntnis der vorangegangenen beiden Vorlesungen gehört werden. Sie ist außerdem für Studienanfänger geeignet. Ich möchte die drei Gedanken darstellen und erläutern, mit denen die Philosophie Nietzsches oft identifiziert wird, und werde dabei besondere Aufmerksamkeit auf ihre Präsentation legen. Alle drei Gedanken werden nämlich zum ersten Mal in äAlso sprach Zarathustraô artikuliert, jenem seltsamen Buch äfür Alle und Keinenô, in dem Nietzsche nicht in eigenem Namen spricht, sondern sich die Gestalt eines philosophischen Lehrers erfindet. So bietet die Erörterung der drei Gedanken auch Gelegenheit, nach dem Verhältnis von Philosophie und Literatur zu fragen.
Die Philosophie, im Mittelalter vielfach als äMagd der Theologieô vereinnahmt, versteht sich in
vielen ihrer bedeutendsten Vertreter als dezidierte Religions- sowie Theologiekritik, weil es zu
ihrer Bestimmung, der Wahrheitssuche verpflichtet zu sein, gehört, nicht unhinterfragt zu
lassen, was andere gern unhinterfragt gelassen hätten und was in der Regel lediglich infolge
jahrtausendelanger Gewöhnung den Schein von Gültigkeit angenommen hat. In einer Zeit der
Zunahme des Fundamentalismus, der Hochkonjunktur von pseudoreligiösen und
pseudowissenschaftlichen Strömungen ist philosophische Kritik bzw. Aufklärung im Sinne Kants
aktueller denn je.
In der Vorlesung wird zunächst Kants Kritik der reinen Vernunft als Metaphysikû und
Theologiekritik, insbesondere die darin enthaltene Gottesbeweisanalyse, diskutiert, ebenso Kants
Schriften zur Religionsphilosophie. Feuerbach (auch im Hinblick auf MarxÆ Religionskritik) sowie
Nietzsche stehen als Beispiele für eine Kritik an einer Diskriminierung des Diesseitigen im
Namen von (von Menschen selbst fabrizierten) Jenseitsvorstellungen und Hoffnungen. Im
Anschluß an die Position des kritischen Rationalismus von Hans Albert werden schließlich in
aller Vorsicht gegenwärtige theologische Lehren kritisch hinterfragt. Es wird dabei stets um die
Frage gehen, inwiefern für
Menschen
mögliche Gedankengänge und
ihnen
zugängliche Erfahrungen überhaupt zur Verfügung stehen, um gewisse oft sehr gewagte
Behauptungen zu stützen.
Die Vorlesung geht der Frage nach: Ist es gleichgültig, ob die Menschen ihr Zusammenleben rechtsförmig und die Rechtsform staatsförmig organisieren oder auf beides, Rechts- und Staatsform, verzichten? Sofern sich gute, vielleicht sogar moralische Gründe finden, stellt sich die Anschlußfrage, ob die Gründe auch für das Zusammenleben schon rechts- und staatsförmig organisierter Gesellschaften, also für die Koexistenz der Staaten, gelten. Die Vorlesung befaßt sich mit der Rechts- und Staatsphilosphie sowohl in einzelstaatlicher als auch zwischenstaatlicher, vielleicht sogar weltstaatlicher Perspektive.
Literatur
:
Zur Vorbereitung: O. Höffe, Vernunft und Recht. Bausteine zu einem interkulturellen
Rechtsdiskurs, Frankfurt/M. 1996 (stw 1270)
Nähere Literaturangaben in der Vorlesung.
Ziel der von einem Tutorium mit Übungen begleiteten Vorlesung ist die Einführung in die Elemente der Sprachanalyse und des Aussagen- und Prädikatenkalküls. Am Ende des Semesters findet eine Klausur statt, deren erfolgreiches Bestehen Voraussetzung für den Erwerb des äLogikscheinsô ist. Zum Einüben des Ableitens steht auch ein Logik-Tutor-Programm zur Verfügung, das auf PCs läuft. (Eine Übertragung auf andere Systeme ist geplant.)
Literatur
Hilbert-Ackermann: Grundzüge der theoretischen Logik, Berlin 11926 bis 61972
v. Savigny, E.: Grundkurs im logischen Schließen, München 1976
Quine, W.v.O.: Methods of Logic, New York, 31972
In der Auseinandersetzung mit dem neoempiristischen oder neopositivistischen äWiener Kreisô entwickelte Karl Popper seine Philosophie, den kritischen Rationalismus. Dessen Hauptwerk ist nach wie vor seine äLogik der Forschungô (1935). Darin entwickelt er eine Erkenntnistheorie der empirischen Wissenschaften. Sie erklärt die Fehlbarkeit allen Tatsachenwissens. Zahlreiche Autoren nahmen dazu Stellung. An seinen zentralen Thesen hielt er fest, doch in Einzelfragen hat er seine Meinung radikal geändert. Sein dreibändiges äPostscript to the Logic of Scientific Discoveryô, herausgegeben 1982/3 von W. W. Bartley III, zeigt den jüngsten Stand. Die Vorlesung dieses Semesters hat den größten Teil seiner Erkenntnistheorie zum Gegenstand, die Vorlesung II im SoSe 98 wird dieses Thema beenden und sich dann Poppers Drei-Welten-Lehre und seiner Sozialphilosophie zuwenden. Zur äLogik der Forschungô wird parallel ein Seminar angeboten.
In dieser Vorlesung sollen einige sachliche Grundprobleme der Philosophie in philosophie- geschichtlicher Perspektive diskutiert werden. Begonnen werden soll mit der Frage nach der Wahrheit: mit gegenwärtigen Ansätzen philosophischer Wahrheitstheorie und mit der Realismus- Antirealismus-Debatte der vergangenen Jahrzehnte. Daß die Frage nach der Wahrheit nicht nur heutige philosophische Debatten in Gang hält, sondern die Philosophie als solche in Gang gesetzt hat, soll sodann anhand der griechischen Ontologie gezeigt werden. Das veritative Sein verweist auf die Möglichkeit des Irrtums und auf die Bedeutung der skeptischen Urteilsenthaltung. Mit Blick auf Descartes und Kant soll daher drittens die Wahrheitsfrage mit der philosophischen Subjektivitätstheorie verbunden werden. Fragen objektiven Der-Fall-Seins und subjektiven Für- wahr-Haltens sind ihrerseits beziehbar auf die Probleme der Bezugnahme auf Einzeldinge. Dieser Zusammenhang soll viertens in Anlehnung an Hegels Darstellung der sinnlichen Gewißheit im ersten Kapitel der Phänomenologie des Geistes erklärt werden. Die Vorlesung richtet sich an Studierende aller Semester.
Die Vorlesung verfolgt das Ziel, ausgehend von der praktischen Philosophie des Aristoteles über Thomas von Aquin bis zu Kant, Typen moralphilosophischen Argumentierens darzustellen. Als Reflexion über menschliches Handeln, insofern dieses in der Differenz von Gut und Böse steht, ist Ethik oder allgemeiner, praktische Philosophie Ausdruck der zeitlichen Bedingtheit menschlicher Existenz. Aus dem Grund verfolgt die Vorlesung nicht nur ein historisches, sondern vor allem ein sachlich-systematisches Interesse.
Die Einführungsveranstaltung dient der umfassenden Grundorientierung im Philosophie- studium. Sie ist reserviert für Erst- und Zweitsemester im Fach Philosophie. Aufgabe der Veranstaltung ist es, Kenntnisse zum Studienablauf und zur Studienorganisation zu vermitteln, grundlegende Literatur bekannt zu machen, eine Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten zu geben, vor allem jedoch, in geschichtlich wie systematisch bedeutsame Grundprobleme philosophischen Denkens einzuführen. Dies geschieht anhand von Textauszügen zentraler philosophischer Werke von Parmenides bis Heidegger. (Die Textauszüge werden ausgegeben.)
Der Umgang mit philosophischen Schriften bedarf bestimmter ähandwerklicherô Voraus-
setzungen: Die Fähigkeit eines begrifflich genauen Lesens, das Vermögen, die spezifische
Problemstellung eines Textes herauszupräparieren, die Beherrschung der charakteristischen
Begrifflichkeit eines Autors, die Fähigkeit, die Differenz von Textauslegung und eigener
Sachinterpretation zu beachten und anderes mehr. Der äLektürekurs für Erstsemesterô will über
die Demonstration dieser Umgangsweisen hinaus zusammen mit Platons Dialog äSymposionô
(Trinkgelage) auch in die Eigenart und in den Reichtum philosophischer Probleme und
philosophischen Denkens einführen.
Platons äSymposionô handelt vom Eros, seinen mannigfachen Verständnisweisen und seinem
Verhältnis zur Philosophie, vor allem zur Philosophie, wie sie Platon in der Gestalt des Sokrates
auftreten läßt. Der Text eignet sich nicht nur zur Auseinandersetzung mit Grundgedanken
Platons, sondern ist auch eine der faszinierendsten Schriften zur Frage des Philosophierens
überhaupt.
Die Veranstaltung ist
ausschließlich
für Erstsemester im Studienfach Philosophie.
Griechischkenntnisse sind nicht vorausgesetzt.
Textausgaben : Platon: Trinkgelage, Insel Verlag, Frankfurt/M. 1986
Afrika ist immer noch der unbekannte dunkle Kontinent. Auch die Philosophie Afrikas ist ein
äweißerô Fleck auf unserer Landkarte Afrikas. Die meisten europäischen Universitäten
beschäftigen sich nicht mit der afrikanischen Philosophie. Der geringe Bekanntheitsgrad macht
es erforderlich, immer noch mit der Frage zu beginnen: äGibt es afrikanische Philosophie?ô Das
Angebot eines Einführungsseminars nimmt die Antwort natürlich vorweg. Ziel des Seminars ist
es, in die Philosophieentwicklung eines im philosophischen Diskurs meist vernachlässigten
Kontinents einzuführen. Es wird ein kurzer Abriß der Philosophiegeschichte gegeben, die
grundlegenden Denkrichtungen werden vorgestellt und Themenschwerpunkte ausgewählter
Philosophen diskutiert. Doch ein nur historischer Rückblick wird der afrikanischen Philosophie
nicht gerecht, eine Beschäftigung mit modernen Texten und den jüngsten Entwicklungen wird
breiten Raum einnehmen.
Der Erwerb eines Leistungsnachweises ist möglich (Referat), da Herr Wimmer seine Teilnahme
zugesagt hat.
Literatur:
Bücher und Artikel sind größtenteils in Tübingen nicht vorhanden. Für das Seminar
wird ein
Reader zusammengestellt, der zu Beginn erworben werden kann.
Für eine erste Annäherung an die Thematik empfehle ich:
* Kimmerle, Heinz (1991): Philosophie in Afrika - afrikanische Philosophie: Annäherung an einen
intellektuellen Philosophiebegriff. Frankfurt/M., New York: Campus
* Nagel-Docekal, Herta; Wimmer, Franz (1992): Postkoloniales Philosophieren: Afrika. Wien,
München: Oldenbourg Verlag
Hermeneutik ist ursprünglich die Kunst der Auslegung, des angemessenen Verstehens von Texten und auch mündlichen Äußerungen. Unter philosophischer Hermeneutik versteht man demgegenüber den Versuch, eine allgemeine Konzeption des Verstehens und Interpretierens zu entwickeln und von hier aus Aufschluß darüber zu erhalten, was Erkenntnis und Erfahrung eigentlich ist. Das Proseminar ist als Einführung in Positionen und Fragestellungen der philosophischen Hermeneutik in diesem Sinne gedacht. Dabei sollen ausgewählte Texte, u.a. von Friedrich Schleiermacher, Martin Heidegger und Hans-Georg Gadamer, möglichst genau gelesen werden. Die Texte werden als Fotokopien zur Verfügung gestellt.
Leibniz ist vor allem als Autor der
Monadologie
und
Theodizee
bekannt. Im Lichte
dieser Schriften erscheint seine Metaphysik der äpraestabilierten Harmonie fensterloser
Monadenô und äder besten aller möglichen Weltenô leicht als abenteuerlich spekulativ.
Andererseits gilt LeibnizÆ Rationalismus erfahrungsunabhängiger Erkenntnis seit Kant als
überholt. Erst zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde (vor allem durch Couturat und Russell)
erkannt, wie sehr LeibnizÆ Metaphysik durch seine logischen und sprachphilosophischen
Auffassungen rational motiviert ist. Im Seminar werden wir uns vor allem mit dieser Seite seiner
Philosophie und dem methodologischen Zusammenhang von Logik und Metaphysik beschäftigen.
Daneben sollen LeibnizÆ metaphysische Positionen zur Identität, Substanz, Relation,
Notwendigkeit und seine relationale Raum/Zeit-Konzeption diskutiert werden.
Das Seminar wendet sich vor allem an fortgeschrittene Anfänger(innen). Vorkenntnisse in der
Geschichte der Metaphysik sind nicht erforderlich, jedoch nützlich. Textgrundlage werden
verschiedene Schriften aus dem Nachlaß und die
Abhandlung über die Metaphysik
sein.
Zusammen mit der
Kritik der praktischen Vernunft
bildet die
Grundlegung
das
Zentrum der Kantischen Ethik. Kants Thema in der
Grundlegung
ist ädie Aufsuchung
und Festsetzung des obersten Prinzips der Moralitätô. Ohne Einschränkung gut ist für ihn äallein
ein guter Willeô û womit gemeint ist, daß das menschliche Handeln nur dann im moralischen
Sinn gut ist, wenn es sich nicht an empirischen Bestimmungsgründen, sondern ausschließlich an
der äPflichtô orientiert. Unter dieser Pflicht versteht Kant ein Gesetz der Vernunft, das dazu in
der Lage sein soll, den Willen a priori zu bestimmen. Da Menschen zugleich Vernunft- und
Naturwesen sind, da also ihr Handeln sowohl durch vernünftige als auch durch subjektive Motive
bestimmt sein kann, ergibt sich für sie aus dem Vernunftgesetz der berühmte äkategorische
Imperativô. Dessen verschiedene Formulierungen werden im Mittelpunkt des Proseminars
stehen. Außerdem werden wir uns genauer mit Kants Lehre von der äAutonomie der Vernunftô
im dritten Abschnitt der
Grundlegung
beschäftigen.
Benotete Scheine können durch eine Hausarbeit erworben werden.
Text : Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (alle Ausgaben).
Literatur
:
* O. Höffe (Hrsg.), Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Ein kooperativer Kommentar,
Frankfurt/M. 21993.
* F. Kaulbach, Immanuel Kants äGrundlegung zur Metaphysik der Sittenô, Darmstadt 1988.
Erkenntnis und Interesse verbinden sich in der Rhetorik in anderer Weise als in der Logik. Wenn es tatsächlich einem Autor gelingt, so zu schreiben, daß seine Sätze und Wörter "in das Bewußtsein einziehen, wie Gladiatoren in die Arena", dann steht uns nur dann die Rolle des Imperators zu, der letztlich den Kampf entscheidet, wenn wir dessen Regeln kennen und durchschauen. Aber auch im Falle weniger klar geschriebener Texte und für seine eigene Arbeit ist der ehrgeizige junge Philosoph gut beraten, wenn er nicht nur die Regeln der Logik kennt, sondern auch die Finten der Rhetorik zu analysieren und zu gebrauchen lernt.
Literatur
:
* G. Ueding, Aufklärung über Rhetorik, Tübingen 1992
* R. Ulshöfer, Logik, Rhetorik, Argumentationslehre, Stuttgart
* F. Solmsen, Die Entwicklung der aristotelischen Logik und Rhetorik, Hildesheim 1985
* A. Oksenberg Rorty (Hrsg), Essays on AristotleÆs Rhetoric, Berkeley 1996
* K. Petrus, Genese und Analyse, Logik Rhetorik und Hermeneutik im 17. u. 18. Jh., Berlin
1997
* H. Gomperz, Sophistik und Rhetorik, 1912, Nachdruck Darmstadt 1965
* A. Syndram, Rhetorik des Mythos, Diss. Aachen 1995
Das Seminar beschäftigt sich mit den Grundgedanken einer Reihe von Philosophen, die die
Entwicklung der Philosophie maßgeblich beeinflußt haben und/oder noch von aktueller
Bedeutung sind. Es handelt sich um Comte, Mill, James, Peirce, Dewey, Mach, Tarski,
Reichenbach, Kraft, Gödel, Neurath.
Zum Erwerb eines benoteten Scheines muß ein Referat angefertigt werden.
Literatur:
J. Speck (Hrsg.), äGrundprobleme der großen Philosophen, Philosophie der Neuzeitô V und VI.
UTB 1623 bzw. 1654
In diesem zweiten Teil des Kurses wird die Interpretation der sog. Substanzbücher der
Aristotelischen
Metaphysik
forgesetzt. Vorbehaltlich anderer Vereinbarungen mit den
Teilnehmern im ersten Teil des Kurses werden wir insbesondere das Buch IX (Theta)
behandeln.
Qualifizierter Schein: Hausarbeit (ggf. Ausarbeitung einer Stundenvorbereitung).
In Sören Kierkegaards unter dem Pseudonym äVictor Eremitaô herausgegebenem, frühem Werk
Entweder û Oder
(1843) werden die menschlichen Existenzmöglichkeiten des Ästhetischen
(Teil 1 mit den äDiapsalmataô, einer Sammlung verschiedener psychologischer und ästhetischer
Untersuchungen sowie dem äTagebuch des Verführersô) und des Ethischen (Teil 2 mit den
Abhandlungen äDie ästhetische Gültigkeit der Eheô, äDas Gleichgewicht zwischen dem
Ästhetischen und dem Ethischen in Herausarbeitung der Persönlichkeitô) dialektisch
auseinander entwickelt und gegenübergestellt. Zentrale Kategorien sind die Verzweiflung, die
darin gegebene Möglichkeit des Sprungs von der ästhetischen zur ethischen Lebensanschauung,
die im äEntweder û Oderô geforderte Selbstwahl sowie Schuld und Reue als Voraussetzung des
Übergangs in die dritte, Ästhetisches und Ethisches in sich aufhebende Form der religiösen
Existenz (auf die am Schluß des 2. Teils das äUltimatumô und äDas Erbauliche, welches in dem
Gedanken liegt, daß wir Gott gegenüber allezeit Unrecht habenô verweisen).
Der für einen Einstieg in die Philosophie Sören Kierkegaards sehr geeignete, ebenso
umfangreiche wie wirkungsmächtige Text sollte bis zu Semesterbeginn bereits größtenteils
gelesen sein.
Scheinerwerb: Schriftliche Ausarbeitung eines Sitzungsprotokolls oder Referats.
Text:
Sören Kierkegaard: Gesammelte Werke. Hg. von Emanuel Hirsch und Hayo Gerdes. Abt. 1:
Entweder û Oder, Teil 1 (Bd. 1, 1985, Bd. 2, 1986); Abt. 2/3: Entweder û Oder, Teil 2 (Bd. 1,
1980, Bd. 2, 1980). Gütersloh (Gütersloher Taschenbücher Siebenstern 600-603)
In dem Proseminar sollen die Texte zweier Autoren interpretiert werden, die auch für das
politische Denken der Gegenwart (Habermas, Rawls, Kommunitarismus-Debatte) von bleibender
Aktualität sind. Einerseits interessiert uns dabei die ideengeschichtliche Einbettung von
Rousseau und Kant in den Stand der Diskussion ihrer Zeit. Welche Einflüsse machen sich in
ihren Ansätzen geltend? Auf welche Weise antworten sie auf diese Einflüsse? Wie hat Kant
Anregungen von Rousseau aufgenommen und weiterverarbeitet? Andererseits sollen ihre Texte
auch unter einer konsequent systematischen Fragestellung gelesen werden. Welche Gründe
führen die beiden Autoren für die rechtliche Form des Zusammenlebens an? Wie stellen sie sich
die institutionelle Konkretisierung dieser Rechtsform des Zusammenlebens vor? Welche Faktoren
tragen bei ihnen zur Verwirklichung und Stabilisierung der Rechtsform des Zusammenlebens
bei? Ziel des Proseminars ist eine Einführung in die politische Philosophie anhand der
gemeinsamen Lektüre zweier ihrer klassischen Texte. Zur Ergänzung werden sowohl weitere
Texte von Rousseau und Kant sowie einige ausgewählte Texte aus der gegenwärtigen Diskussion
mit einbezogen.
Scheinerwerb: Hausarbeit
Texte:
Jean-Jacques Rousseau, Der Gesellschaftsvertrag (reclam; kurz CS)
Immanuel Kant, Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht
für die Praxis (Meiner, Philosophische Bibliothek; kurz GSP)
Jede Sitzung wird mit einem Kurzreferat (höchstens 20 Minuten) eingeleitet. Zum Scheinerwerb ist eine Hausarbeit (5-10 Seiten) bis spätestens zur letzten Sitzung einzureichen.
Kaum ein anderer philosophischer Gedanke hat so nachhaltig die Geschichte des europäischen
Geistes geprägt wie Platons Theorie der Ideen. Und kaum ein anderer philosophischer Gedanke
ist im Zuge der Geistesgeschichte so häufig verzerrt, umgedeutet und weiterentwickelt worden.
Wer heute Platon interpretieren möchte, steht deshalb vor der spannenden Aufgabe, hinter die
Auslegungsgeschichte der Ideenphilosophie zurückzufragen, um in der unmittelbaren
Beschäftigung mit Platons Dialogen den ursprünglichen Sinn der Ideenannahme
zurückzugewinnen. Dabei kann man die aufregende Entdeckung machen, daß Platons
metaphysische Grundannahme aus konkreten Lebensbezügen entwickelt ist und daher auch für
die eigene Lebenspraxis wichtige Impulse geben kann. Die Beschäftigung mit Platons
Ideenphilosophie hilft, ein lebensnahes und die herkömmlichen Denkgewohnheiten
infragestellendes Philosophieren kennenzulernen und zu praktizieren. Dazu werden wir eine
Auswahl wichtiger Textpassagen, vor allem aus den Dialogen Phaidon, Politeia und Parmenides,
lesen. Die genaue Auswahl wird zu Seminarbeginn bekanntgegeben.
Das Proseminar richtet sich vor allem an Studentinnen und Studenten im Grundstudium. Es soll
einen geradlinigen und spannenden Einstieg in die antike griechische Philosophie und damit
zugleich in die Philosophie überhaupt vermitteln. Griechischkenntnisse sind nicht
erforderlich.
Literatur:
Als Textgrundlage sind die entsprechenden Bände einer der gängigen mehrbändigen
Platonausgaben zu empfehlen.
Am geeignetsten ist noch immer die zweisprachige Edition mit der Übersetzung von Friedrich
Schleiermacher, die sowohl bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft als auch im Insel-Verlag
vorliegt.
Die zu besprechenden Texte sind auch gesammelt zugänglich in:
Plato: Texte zur Ideenlehre, hg. v. Hans-Georg Gadamer, Klostermann Texte zur Philosophie,
Frankfurt/M. 1978.
Zur Einführung in Platons Ideenphilosophie:
* Friedländer, P.: Platon, Bd. 1+2, 2. Aufl. Berlin 1954-1960
* Görgemann, H.: Platon, Heidelberg 1994
* Guthrie, W.K.C.: A History of Greek Philosophy, Vol. IV, V, Cambridge 1978
* Natorp, P.: Platons Ideenlehre, Hamburg 1994 (Nachdruck der 2. Aufl. von 1921)
* Ross, W. D.: Plato's Theorie of Ideas, 2. Aufl. Oxford 1952
* Wieland, W.: Platon und die Formen des Wissens, Göttingen 1982
AristotelesÆ Schrift äNikomachische Ethikô ist (neben Kants Schriften zur praktischen
Philosophie) die wichtigste Quelle für die praktische Philosophie oder Ethik überhaupt. In zehn
Büchern wird darin der Frage nachgegangen, worin das menschliche Glück besteht, was für
Aristoteles keine rein theoretische Frage, sondern eine Frage mit durchaus praktischem Wert ist,
weil man ein glückliches Leben û wie Aristoteles meint û in jedem Fall eher erreichen kann, wenn
man sich zuvor Rechenschaft darüber abgelegt hat, was für ein derart gelungenes Leben im
allgemeinen erforderlich ist.
Im einzelnen enthält die äNikomachische Ethikô unter anderem Ausführungen zu folgenden
Themen: das Glück als höchstes Strebensziel aller Menschen û Ziel und Methode einer
praktischen Philosophie û die spezifischen Leistungen des Menschen und die Definition eines für
den Menschen gelungenen Lebens û der Beitrag der Tugenden zum glücklichen Leben û
Bestimmung der Tugenden als gefestigte, mit Entscheidung verbundene Haltungen û die
Unterscheidung von Verstandes- und Charaktertugenden û die Bestimmung der einzelnen
Charaktertugenden als einer Mitte zwischen zwei Arten der Verfehlung û Freiwilligkeit,
Entscheidung, Zuschreibbarkeit von Handlungen û Gerechtigkeit û die verschiedenen
Verstandestugenden û Willensschwäche û Lust, Wert der Lust für das glückliche Leben û
Freundschaft, verschiedene Formen der Freundschaft û die Tauglichkeit verschiedener
Lebensformen (die politische und die theoretische Lebensform) für das Glück. Dieser Kurs wendet
sich besonders auch an Anfänger.
Teilnahmevoraussetzungen: keine û außer der Bereitschaft, ein Referat zu übernehmen.
Griechischkenntnisse werden nicht erwartet.
Voraussetzung für den Erwerb eines Scheines: Referat
und
Hausarbeit (
oder
Klausur).
Literatur:
Es gibt mehrere brauchbare deutsche Übersetzungen im Taschenbuchformat; besonders
empfehlenswert ist:
Aristoteles û Nikomachische Ethik, übersetzt von O. Gigon, dtv, München, ca. 16,80 DM
Der griechische Originaltext ist in einer Edition von L. Bywater in der Sammlung ôOxford
Classical Textsö erhältlich.
Zur Seminar-begleitenden Lektüre empfehlenswert ist die Aufsatzsammlung: O. Höffe (Hg.):
Aristoteles, Nikomachische Ethik, Klassiker Auslegen, Bd. 2, Akademie Verlag, Berlin 1995,
29,80 DM
Kommentar: siehe Aushang
Individuen lassen sich als Elemente einer Klasse begreifen, wenn û aber nicht nur wenn û sie
irgendeine Gemeinsamkeit aufweisen. Umgekehrt ist der Aufweis irgendeiner Gemeinsamkeit
eine vielleicht notwendige, aber keine hinreichende Bedingung dafür, Individuen als Exemplare
einer Art zu begreifen. Die Klasse aller gelben Dinge ist eine hinreichend bestimmte, intensional
definierte Klasse û aber wir würden wenigstens zögern, in diesem Fall von einer Art von Dingen
zu reden. Für die Zugehörigkeit zu einer Art scheint also eine objektivere Weise der
Zusammengehörigkeit der Mitglieder dieser Art verlangt. Diesen Objektivitätsanspruch drückt
das Attribut änatürlichô aus.
Im Seminar wollen wir der Frage nachgehen, worin solche Objektivitätsansprüche bestehen und
ob sie sinnvoll erhoben werden können. Eine, wenn auch nicht die einzige Weise,
Objektivitätsstandards für Klassifikationen ausfindig und plausibel zu machen, liegt im Rekurs
auf die Gesamtähnlichkeit zwischen Individuen. Von entsprechenden Versuchen, den Begriff der
Art durch Individuen-Ähnlichkeit zu erklären, werden wir im Seminar unseren Ausgangspunkt
nehmen.
Scheinerwerb: Schriftliche Ausarbeitung eines Referats oder eines Sitzungsprotokolls.
Texte:
Kunstwerke gelten für mehr als nur für den gelungenen Ausdruck subjektiver Empfindungen.
Zugleich scheint aber das, was sie vermitteln, mit der besonderen Subjektität des Künstlers und
des Rezipienten wesentlich verbunden zu sein. Diesem Rätsel ist Hegel in seiner Theorie der
Kunst und des Kunstschönen (im Hauptteil seiner Vorlesungen über die Ästhetik) auf den
Grund
gegangen. Sie ist eingebettet in seine allgemeine Theorie des Schönen, als dessen Arten das
Naturschöne und das Kunstschöne bestimmt werden.
Im ersten Teil des Kurses wollen wir 1. einige Grundbegriffe klären, die für das Verständnis
von
Hegels Ästhetik vorausgesetzt sind (äIdeeô û äabsoluter Geistô), 2. Hegels allgemeinen Begriff des
Schönen und der spezifischen Differenz des Naturschönen verstehen und 3. dessen Verhältnis
zu
Ästhetik-Theorien des 18. und des beginnenden 19. Jahrhunderts bestimmen.
Scheinerwerb: Schriftliche Ausarbeitung eines Referats oder eines Sitzungsprotokolls.
Texte:
Schelling skizziert in diesem frühen Text von 1796/97 û auf dem Spuren von Fichtes Wissen- schaftslehre und in ständiger Auseinandersetzung mit Kant û ein System der Grundformen des Wissens, die entwickelt werden aus einer äGeschichte des Selbstbewußtseinsô. Damit stellt dieser Text einen wichtigen Schritt hin zu Schellings äSystem des transzendentalen Idealismusô (1800) dar. Im Seminar soll der Text kontinuierlich gelesen und interpretiert werden. Scheinerwerb: schriftliche Hausarbeit
Text : F.W.J. Schelling, Ausgewählte Schriften (hrsg. v. M. Frank), Bd. 1, Frankfurt/M. Suhrkamp 1995
Hannah Arendt gehört zu den bedeutenden Denkerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr
Buch Vita
activa oder vom tätigen Leben
darf als eines ihrer Hauptwerke angesehen werden. Wie der
Titel sagt, geht es um das ätätige Lebenô im Unterschied zum äkontemplativenô oder, mit
Aristoteles, ätheoretischenô Leben. Themen sind: philosophische Anthropologie, Öffentlichkeit
und Privatheit, Individuum und Gesellschaft, das Handeln und Herstellen, die geschichtliche
Voraussetzung des homo faber.
Ein qualifizierter Seminarschein kann aufgrund regelmäßiger Mitarbeit und einer schriftlichen
Hausarbeit erworben werden.
Text : Hannah Arendt, Vita activa oder vom tätigen Leben, München (Piper-Verlag) 1960 u.ö.
Was sind Gegenstände, Eigenschaften, Relationen, Ereignisse, Zustände und Tatsachen? Worin
unterscheiden sich abstrakte von konkreten Entitäten? Was sind Universalien? Worin besteht die
nominalistische Kritik der Universalien? Gibt es Substanzen oder sind alle Gegenstände nur
Bündel von Eigenschaften? Dies sind die Grundfragen der Ontologie, denen dieses einführende
Seminar gewidmet ist. Dabei wird es auch um die Frage der Methode gehen: Wie stellt man fest,
ob etwas ein Universal ist? Wie entscheidet man sich für oder gegen die Idee der
Substanzen?
Bedingung für die Teilnahme an dem Proseminar ist die Übernahme eines Referats.
Qualifikation für einen Schein: Hausarbeit oder Klausur.
Zur Vorbereitung empfehle ich:
Armstrong, David 1989: Universals. An opinionated Introduction. London: Westview
Künne, Wolfgang 1980: Abstrakte Gegenstände. Frankfurt/M., Suhrkamp
Die Zeitschrift für Sozialforschung gab Max Horkheimer von 1932 bis 1941 im Auftrag des Instituts für Sozialforschung heraus. Das Institut wurde zum Sprachrohr kritischer Emigrantinnen und Emigranten. Die Absicht des Kompaktseminars ist es, in das Konzept der Zeitschrift einzuführen und einen ebenso geschichtlichen wie systematischen Überblick über interdisziplinäre Formen der Kooperation zu geben: Philosophie, Soziologie, kritische Ökonomie, Sozialpsychologie, Ästhetisches. Einführen möchte ich mit dem Konzept der Sozialforschung in der Perspektive sozialistischer Neuordnung: Max Horkheimers Frankfurter Antrittsvorlesung von 1931 Zur Lage der Sozialphilosophie und die Aufgaben eines Instituts für Sozialforschung . Politisch war das Aktuellste die Faschismustheorie, die Autorinnen und Autoren breit diskutierten. Vertreten ist sie hier mit Herbert Marcuse. Im Zentrum steht dann Max Horkheimers berühmter Aufsatz von 1937 Traiditonelle und kritische Theorie . Hier entwirft er das Programm einer Kritischen Theorie û zuerst ein Tarnname für Marxismus angesichts der faschistischen Gewalt, später Ausdruck einer eigenständigen Bewegung, des weiteren das begleitende philosophische Pendant: Herbert Marcuses Philosophie und kritische Theorie (1937). Horkheimer, Fromm und Marcuse stehen für das kooperative Projekt Autorität und Familie ein. Weitere Arbeiten Marcuses von grundlegend philosophischer wie kulturpolitischer Art sollen besprochen werden. Erich Fromm verficht die analytische So- zialpsychologie. Auch Walter Benjamins Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit erschien in diesem Organ, nicht zu vergessen Theodor W. Adornos Beiträge zur Musik û hier das Beispiel Der Fetischcharakter der Musik und die Regression des Hörens . Zu meinem allergrößten Bedauern sind die 9 billigen Taschenbuchbände des dtv- Reprints der Zeitschrift für Sozialforschung vergriffen. Wir müssen auf die Editionen einzelner Autoren ausweichen.
Texte:
* Max Horkheimer, Gesammelte Schriften, hrsg. von Alfred Schmidt und Gunzelin Schmid-Noerr,
Bd. 3: Schriften 1931-1936, hrsg. von G. Schmid-Noerr, Fischer Ffm 1988. (Zur Anschaffung
empfohlen)
* ders., Gesammelte Schriften, a.a.O., Bd. 4: Schriften 1936-1941
* Herbert Marcuse, Aufsätze aus der Zeitschrift für Sozialforschung 1934-1941, Gesammelte
Schriften, Bd. 3, Ffm 1979
*ders., Kultur und Gesellschaft 1, es 101, Ffm 1965, darin:
Vorwort û Der Kampf gegen den Liberalismus in der totalitären Staatsauffassung û Über den
affirmativen Charakter der Kultur û Philosophie und kritische Theorie û Zur Kritik des
Hedonismus
Zur Anschaffung empfohlen:
* Herbert Marcuse, Ideen zu einer kritischen Theorie der Gesellschaft, es 300, Ffm 1969, darin:
Studie über Autorität und Familie
* Erich Fromm, Gesamtausgabe, hrsg. von Rainer Funk, DVA, 10 Bde, Stuttgart 1980, Bd. 1:
Analytische Sozialpsychologie (Aufsätze in der
Zeitschrift für Sozialforschung
), Bd. 3:
Empirische Untersuchungen zum Gesellschafts-Charakter, a.a.O.
* ders., Analytische Sozialpsychologie und Gesellschaftstheorie, es 425, Ffm 1970, darin: Vorwort,
Über die Methode und Aufgabe einer analytischen Sozialpsyschologie: Bemerkungen über
Psychoanalyse und historischen Materialismus (1932)
* Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, in:
Gesammelte Schriften, I. 2, hrsg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, stw,
S. 431-508 u. S. 709-739
* Theodor W. Adorno, Über den Fetischcharakter der Musik und die Regression des Hörens
(1938), in:
Dissonanzen. Musik in der verwalteten Welt
, Kleine Vandenhoek-Reihe Bd.
28/29, Göttingen 1956 u.ö. auch Rowohlt Taschenbuch, Reinbek/Hamburg 1958
* auch in: Gesammelte Schriften, hrsg. von Rolf Tiedemann, Bd. 14, Suhrkamp Ffm 1973, S. 14-
50
Literatur
:
* Alfred Schmidt, Die
Zeitschrift für Sozialforschung
. Geschichte und gegenwärtige
Bedeutung, in: Bd. I des dtv-Reprints, München 1980, S. 5-63; ferner in: Zur Idee der
Kritischen Theorie, Elemente der Philosophie Max Horkheimers, Reihe Hanser 149, München
1974, Die
Zeitschrift für Sozialforschung
. Geschichte und gegenwärtige Bedeutung, S.
36-124
* Rolf Wiggershaus, Die Frankfurter Schule, Geschichte, theoretische Entwicklung, politische
Bedeutung, Hanser München 1986, dtv 1988
* Martin Jay, The Dialectival Imagination. A History of the Francfort School and the Instituts für
Sozialforschung 1923-1950, Fischer-Verlag Ffm 1976
* Helmut Dubiel, Wissenschaftsorganisation und politische Erfahrung. Studien zur frühen
Kritischen Theorie, stw 258, Ffm 1978
* Eberhard Braun, Aufhebung der Philosophie. Karl Marx und die Folgen, J.B. Metzler Verlag
Stuttgart/Weimar 1992, Zweiter Teil: Die Folgen, II. Kritische Theorie, S. 206-264
Dieses Seminar ist speziell der Ethik des Naturschutzes, einem Teilbereich der Umweltethik,
gewidmet. Folgende Fragen werden gestellt:
Wie
wird Naturschutz begründet?
Welche
Argumente
gibt es, inwieweit sind diese stichhaltig, stehen verschiedene Argumente
unvermittelt nebeneinander, ergänzen oder widersprechen sie sich? Nach den notwendigen
Begriffsklärungen wird die Geschichte des Naturschutzes kurz behandelt, um zu einem besseren
Verständnis der heutigen Diskussionen zu gelangen. Dabei geht es zunächst um grundsätzliche
Fragen moralphilosophischer Begründungen des Naturschutzes (Stichwort: anthropozentrische
und biozentrische Positionen). Danach werden Schutzkonzeptionen zu Kultur- bzw.
Naturlandschaften diskutiert und abschließend zwei sehr unterschiedliche Fallbeispiele
(Bekämpfung von Neophyten bzw. Schutz evolutiver Potentiale) analysiert.
Das Seminar ist für Studierende der Biologie und Philosophie im Hauptstudium vorgesehen.
Literaturliste und Sitzungsplan können während der vorlesungsfreien Zeit im Büro des
Lehrstuhls für Ethik in den Biowissenschaften, Sigwartstr. 20, nach tel. Vereinbarung abgeholt
werden. Tel.: 07071/29 77191.
Bedingung für den Erwerb eines unbenoteten Leistungsnachweises ist ein Seminarvortrag zu
einem der Themen, für einen benoteten Leistungsnachweis eine zusätzliche schriftliche
Hausarbeit.
Die Verbesserung der menschlichen Natur in körperlicher, geistiger, sozialer und moralischer Hinsicht gehört zu den ältesten Themenstellungen der Philosophie, der Geistes- und der Naturwissenschaften. Sowohl die Qualitätskriterien für eine inhaltliche Bestimmung von äVerbesserungô oder gar äVervollkommnungô als auch die Vorstellungen über die Mittel ihrer Verwirklichung sind in hohem Maße kontextabhängig und weisen daher ein breites Variationsspektrum auf. Das biologische und medizinische Verständnis vom Menschen und der außermenschlichen Natur sowie die praktischen und technischen Möglichkeiten dieser Wissenschaften spielen bis heute eine entscheidende Rolle für die Konzeption von Menschen- und Gesellschaftsbildern. Ausgehend von einigen grundsätzlichen Überlegungen zum Charakter von Utopien und ihren vielfältigen Aspekten werden im Seminar, auf der Grundlage ausgewählter Texte aus verschiedenen Jahrhunderten, die Vorstellungen von Gesellschaft und Moral in biologischen Utopien untersucht. Die Literatur wird zu Beginn des Semesters bekanntgegeben. Bedingung für den Erwerb eines unbenoteten Leistungsnachweises ist ein Seminarvortrag zu einem der Themen, für einen benoteten Leistungsnachweis eine zusätzliche schriftliche Hausarbeit.
Seit ihrer Entstehung im 19. Jahrhundert ist die Evolutionstheorie Gegenstand wissenschafts-
theoretischer Überlegungen und Diskussionen gewesen. Dabei ging es nicht nur um die Klärung
der Bedeutung ihrer zentralen Begriffe (Variation, natürliche Selektion, Fitness, Kampf ums
Dasein usw.) und um die Beurteilung der naturwissenschaftlichen Grundlagen der von ihr
angenommenen Mechanismen, sondern auch um die Bestimmung ihres logischen Status als
solchem. Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, sind die, ob die Evolutionstheorie
eine nachprüfbare wissenschaftliche Theorie sei, ein Paradigma im Sinne Kuhns, eine Tautologie
ohne empirischen Gehalt usw.
Im Seminar werden wir uns auf Texte zur Wissenschaftstheorie bzw. Philosophie der Biologie
konzentrieren, in welchen die Evolutionstheorie Gegenstand derartiger methodologischer
Überlegungen ist. Dabei sollen diese Fragestellungen und die jeweiligen Ergebnisse auf die
konkrete Forschungspraxis der Evolutionsbiologie bezogen werden, um auf diese Weise Theorie
und Praxis miteinander zu vergleichen.
Bedingung für den Erwerb eines unbenoteten Leistungsnachweises ist ein Seminarvortrag zu
einem der Themen, für einen benoteten Leistungsnachweis eine zusätzliche schriftliche
Hausarbeit.
Adornos nachgelassene äÄsthetische Theorieô (1970) gilt mit Recht als eines seiner philosophischen Hauptwerke und als einer der wichtigsten Beiträge zur neueren Kunstphilosophie. Das Buch ist nicht zuletzt darum interessant, weil es über die Schwierigkeiten von Kunst und Kunstphilosophie in der Moderne Rechenschaft zu geben versucht und zugleich konsequent für die moderne oder avantgardistische Kunst Partei ergreift. Dies, aber auch der Bezug der äÄsthetischen Theorieô auf die klassischen Positionen der philosophischen Ästhetik (Kant und Hegel), sollte Gegenstand der Arbeit im Seminar sein.
Wenn in der Erkenntnistheorie das Problem der Rechtfertigung behandelt wird, dann geht es
üblicherweise um Fragen wie: Welche generelle Struktur hat die Rechtfertigung unseres Wissens
(Fundamentalismus oder Kohärenztheorie)? Gibt es überhaupt eine generelle Struktur der
Rechtfertigung (Kontextualismus)? In welchem Umfang sind unsere Meinungen wirklich
gerechtfertigt (Skeptizismus)? Dabei geht man oft ganz selbstverständlich von einem bestimmten
Vorverständnis dessen aus, was epistemische Rechtfertigung ist. Im Seminar wollen wir diesen
Begriff epistemologischer Rechtfertigung
genauer untersuchen. Es wird also vorwiegend
um metaepistemologische Fragen gehen. Wir werden uns dabei an der gegenwärtigen Diskussion
der analytischen Erkenntnistheorie orientieren.
Im Zentrum des Seminars soll der fallibilistische Rechtfertigungsbegriff stehen, wonach eine
Meinung auch dann gerechtfertigt sein kann, wenn sie falsch ist. Wir werden uns mit den
folgenden Fragen beschäftigen: Ist Rechtfertigung normativ (Ethik der Meinungen)? Müssen
rechtfertigende Meinungen dem Subjekt zugänglich sein (Internalismus û Externalismus)? In
welchem Sinne muß die Rechtfertigung die Wahrheit wahrscheinlich machen? Welche
Konsequenzen hat das Gettierproblem für den Rechtfertigungsbegriff? Gilt das Prinzip der
Geschlossenheit unter logischer Implikation? Wir werden außerdem versuchen, die Konseqenzen
dieser Analyse für die Erkenntnistheorie zu klären.
Literatur:
William Alston:
Epistemic Justification
, Ithaca/London 1989
Alvin Plantinga: Warrant: The Current Debate, Oxford 1993
Kommentar zur Veranstaltung: siehe Aushang.
Im ersten Teil der Metaphysik der Sitten , den Metaphysischen Anfangsgründen der Rechtslehre , entwickelt Kant auf der Grundlage seiner neu konzipierten Moralphilosophie eine systematische Rechtstheorie. Er bestimmt den Begriff des Rechts, stellt ein oberstes Prinzip auf, begründet das Privatrecht (Eigentumstheorie) und das Öffentliche Recht in den drei Teilen von Staatsrecht, Völkerrecht und Weltbürgerrecht. û Im Rahmen des Seminars finden zu Kants Rechtslehre zwei eintägige internationale Symposien statt (12.12.97 und 6.2.98). Bloße Teilnehmer schreiben ein Protokoll; wer einen benoteten Schein erwerben will, hält ein Referat, das eine Woche vorher in zwei Exemplaren abgegeben und nach der betreffenden Sitzung schriftlich ausgearbeitet wird.
Textgrundlage
:
Kant, Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre
Themen- und Literaturliste schon jetzt im Sekretariat, Raum 317 erhältlich.
In diesem Seminar wollen wir uns vor allem mit neueren Arbeiten aus der sogenannten ästrukturalistischen Schuleô der Wissenschaftschaftstheorie befassen, gegebenenfalls aber auch mit anderen wissenschaftstheoretischen Wünschen der Teilnehmer.
Literatur:
* W. Balzer, C.U. Moulines, Structuralist Theory of Science, Focal Issues and New Results, Berlin
1996
Balzer, Moulines, Sneed, An Architectonic for Science, Dordrecht 1987
C.U. Moulines, La sciencia: estrutura y desarrollo, Madrid 1993
Karl Poppers äLogik der Forschungô ist wohl die bekannteste Einzelveröffentlichung zur
Wissenschaftstheorie. Die erste Auflage 1935 hatte den Untertitel äZur Erkenntnistheorie der
modernen Naturwissenschaftô, aber weil ihr Inhalt alle empirischen Wissenschaften betrifft,
entfiel der Untertitel später. Mit Erkenntnistheorie meint man hierzulande meist
Transzendentalphilosophie. Popper sieht die Nachfolge Kants anders. Wissenschaftstheorie ist
das, was von der Erkenntnistheorie übrig bleibt, wenn man den Glauben an die
transzendentalphilosophische Spekulation verloren hat. Das Seminar begleitet die zentralen Teile
der Vorlesung äDie Philosophie Karl Poppers Iô.
Zum Erwerb eines benoteten Scheines muß ein Referat angefertigt werden.
Literatur:
* Karl R. Popper, äLogik der Forschungô, Tübingen, z.B. 21966
* ders., äRealism and the Aim of Scienceô London 1983
* ders., äVermutungen und Widerlegungenô, Tübingen 1994
Die Frage nach dem Verhältnis zwischen der Sphäre des Sozialen und Politischen und der ästhetischen Sphäre von Kunst und Medien gehört zu den problematischsten und interessantesten Themen der politischen Kultur im 20. Jahrhundert. Das Spektrum reicht von der Idee der Avantgarde, die in der Kunst den utopischen Vorschein gesellschaftlicher Befreiung gesehen hatte, über die Kritik an überkommenen Repräsentationsverhältnissen im Namen bestimmter sozialer Emanzipationsbewegungen (Proletariat, Frauen usw.), über die berüchtigte Surrogatfunktion des Ästhetischen im Dienste totalitärer Politik im Sinne einer äÄsthetisierung der Politikô, bis hin zu den Versuchen einer Entdramatisierung des Verhältnisses von Kunst und Gesellschaft, die in der Gegenwart zu einer Distanzierung von den überkommenen Wahrheits- und Heilsansprüchen des Ästhetischen führen, wie sie mit der Tradition der Moderne verbunden waren. Ziel der Lehrveranstaltung ist es, einige Aspekte der vielfältigen und vielschichtigen Verhältnisbestimmungen von Kunst und Gesellschaft im Spannungsfeld zwischen Moderne und Postmoderne nachzuzeichnen.
Literaturhinweise:
* Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. In: ders.
* Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Rolf Tiedemann/Hermann Schweppenhäuser, Frankfurt:
Suhrkamp 1974, Bd. 1, 2
* Franz Dröge/Michael Müller, Die Macht der Schönheit. Avantgarde und Faschismus oder Die
Geburt der Massenkultur. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 1995, Teil III, S. 171-211; Teil
IV, S. 229-298
* Boris Groys, Gesamtkunstwerk Stalin. Die gespaltene Kultur in der Sowjetunion. München:
Hanser 1988, S. 7-38
* Martha Rosler, Place Position, Power, Politics. In: The Subversive Imagination: Artists Society
and Social Responsibility. Ed. by Carol Becker, New York/London: Routledge 1994, S. 55-76
* Silke Wenk/Sigrid Schade, Inzenierungen des Sehens: Kunst, Geschichte und
Geschlechterdifferenz in den Kulturwissenschaften. Hrsg. v. Hadumont Bußmann/Renate Hof.
Stuttgart: Kröner 1995, S. 340-407
* Martin Seel, Die Kunst der Entzweihung. Zum Begriff der ästhetischen Rationalität. Frankfurt:
Suhrkamp 1985, Kap. I, S. 9-72, Kap. IVc, S. 325-333
Gianni Vattimo, Das Ende der Moderne. Stuttgart 1990. Teil II: Die Wahrheit der Kunst, S. 55-
119
* Stephen Davies (Ed.), Art and the Messages: Meaning, Morality and Society, University Park:
Penn State Press 1997
Gegenstand des Seminars ist der erste Abschnitt û
Die Subjektivität
û der Hegelschen
Begriffslogik. Wir werden in gemeinsamer Arbeit am Text versuchen, den doktrinalen und
argumentativen Gehalt der Hegelschen Lehre vom Begriff im engen Sinn und vom Urteil, wenn
die Zeit reicht, auch vom Schluß, zu erarbeiten. Das Seminar soll im Sommersemester fortgesetzt
werden mit dem Ziel, auch den zweiten und dritten Abschnitt wenigstens selektiv zu
behandeln.
Qualifizierter Schein: Hausarbeit.
Ziel des Seminars ist es, einen herausragenden Vertreter der gegenwärtigen analytischen
Philosophie mit zwei seiner Grundthesen vorzustellen.
In der Philosophie des Geistes (Bewußtseinstheorie) lehrt David
Lewis die Identität von
Körper und Geist
. Dies ist auch der Titel einer kleinen Aufsatzsammlung, die in deutscher
Übersetzung 1989 in Frankfurt am Main erschienen ist (übersetzt und mit einem Nachwort
versehen von Andreas Kemmerling). Wir werden mit der Diskussion der drei Aufsätze dieser
Sammlung beginnen: äEine Argumentation für die Identitätstheorieô (äAn Argument for the
Identity Theoryô, in: Lewis, Philosophical Papers, Vol. I, New York und Oxford 1983),
äPsychophysische und theoretische Gleichsetzungenô (äPsychophysical and Theoretical
Identificationsô, in: Australasian Journal of Philosophy 50, 1972), äVerrückter Schmerz und
Marsmenschenschmerzô (äMad Pain and Martian Painô, in: Philosophical Papers, Vol. I ,
s.o.).
In der zweiten Semesterhälfte soll die These des modalen Realismus behandelt werden, wie
David Lewis sie in seinem Buch
On the Plurality of Worlds
, Oxford und New York 1986,
entwickelt und verteidigt hat. Aus Zeitgründen werden wir uns auf das erste und das dritte
Kapitel des Buches beschränken müssen (äA PhilosophersÆ Paradiseô bzw. äParadise on the
Cheap?ô).
Qualifizierter Schein: Hausarbeit (ggf. Ausarbeitung einer Stundenvorbereitung)
Logik und Hermeneutik haben sich noch nie bruchlos ineinander gefügt. Angesichts der
anhaltenden Kontroversen und der Schwierigkeiten einer Prioritätensetzung sind zahlreiche
Vermittlungsversuche zu erwarten, wobei sich auch die Tendenz zur gegenseitigen
Vereinnahmung nicht vermeiden läßt und der Vorwurf einer Verkürzung des je eigenen
Methodenverständnisses im Kontext der anderen Seite nicht ausbleiben kann.
Von logisch-empirischer Seite wird äVerstehenô an zwei Stellen konzediert: Einmal bei der
Bildung von Gesetzeshypothesen über gegebene Daten, also als interpolierendes Teilstück der
experimentellen Situation selbst, zum anderen bei der sich anschließenden Interpretation der
Befunde und ihrer Übertragung auf einen weiteren, nicht selber wiederum standardisierbaren
Anwendungsbereich. Die empirische Methode würde so gesehen das hermeneutische Verfahren
einerseits umgreifen, es andererseits aber in den unscharf belassenen Randzonen als notwendiges
Komplement erfordern.
Von hermeneutischer Seite her wird dagegen auf den komplexen geschichtlich-gesellschaftlichen
Bezugsrahmen jeder wissenschaftlichen Theoriebildung abgehoben, wobei das streng
methodisierte Verfahren des kontrollierten Experiments und die darauf bezogene hypothetisch-
deduktive Rekonstruktion von Wissenszusammenhängen nur eine Form möglicher Erfahrung
und Realitätskontrolle darstellt, die durch andere Zugriffsweisen (entsprechend der Trias Logik û
Hermeneutik û Ideologiekritik) flankiert werden muß.
Dem Seminar werden eigene Arbeiten zum Thema zugrundegelegt, um die sonst uferlos
werdende Diskussion auf einige wesentliche Punkte zu reduzieren.
Unter äPhysikô versteht Aristoteles die Wissenschaft, die die Dinge (anders als die Ontologie oder
die Mathematik) betrachtet, insofern sie sich bewegen und veränderlich sind. Die unter dem Titel
äPhysikô überlieferte Schrift enthält verschiedene Abhandlungen des Aristoteles zu den
wichtigsten äphysikalischenô bzw. naturphilosophischen Grundbegriffen wie
Veränderung/Bewegung, Entstehung, Ursache, Ort, Zeit, Leere, Unendliches, Kontinuum usw.
Eine besondere Rolle kommt dabei auch der Auseinandersetzung mit AristotelesÆ
naturphilosophischen Vorläufern zu, weswegen die äPhysikô nicht zuletzt als Quelle für die
vorsokratische Philosophie von herausragender Bedeutung ist.
Nachdem Aristoteles in Buch I ausführlich die Zahl und Art der für eine Naturphilosophie
erforderlichen Prinzipien sowie die Begriffe der Veränderung und Entstehung erörtert hat, gibt
Buch II eine Auseinandersetzung mit dem Begriff der Natur, den verschiedenen Formen von
Grund bzw. Ursache und dem Zufall, der Koinzidenz und der Notwendigkeit. Buch III und IV
gehen auf Arten der Veränderung, auf die Unendlichkeit, den Ort, das Leere und die Zeit ein. Im
Mittelpunkt von Buch V und VI stehen die Bewegungsprozesse (hierunter auch wichtige Beiträge
für die Frage der Identität von Ereignissen und mithin auch von Handlungen), das Kontinuum
und die Auseinandersetzung mit Zenons Bewegungsparadoxien. Die Bücher VII und VIII
behandeln die Quellen der Bewegung und Veränderung und enden mit Argumenten zugunsten
eines Unbewegten Bewegers.
Literatur:
Nicht gerade empfehlenswert, aber immerhin noch brauchbar ist die griechisch-deutsche
Taschenbuchausgabe bei Meiner in 2 Bänden:
* Aristoteles: Physik, übersetzt von H.G. Zekl, Hamburg.
Wer lieber eine gute englische als eine mäßige deutsche Übersetzung verwendet, findet eine
solche in:
* The Complete Works of Aristotle (revised Oxford edition, ed. by J. Barnes)
Ein wichtiger Kommentar stammt von H. Wagner und ist in der deutschen Aristoteles-Ausgabe
(Akademie-Verlag, Berlin) erschienen; die dort zugrunde gelegte Übersetzung gilt jedoch im
allgemeinen als nicht so leicht lesbar.
Sehr gute kommentierte Teilübersetzungen sind der Clarendon-Serie erschienen:
* W. Charlton, AristotleÆs Physics Books I-II, Oxford 1980
* E. Hussey, AristotleÆs Physics Books III-IV, Oxford, 1983
Zur Vorbereitung können gelesen werden:
* W. Wieland, Die aristotelische Physik, Göttingen, 3. Aufl. 1992 (anspruchsvoll)
* I. Craemer-Ruegenberg, Die Naturphilosophie des Aristoteles, Freiburg 1980 (einführend)
äEs gibt keine Fakten, aus denen hervorgeht, daß jemand, wenn er einen Ausdruck auf bestimmte
Dinge anwendet und auf andere nicht, einer bestimmten Regel folgt.ô Dieses sogenannte
skeptische Paradox, das nach Kripke das Zentrum von Wittgensteins
Philosophischen
Untersuchungen
bildet, stellt eine Herausforderung dar für den Gebrauch, den Linguisten,
insb. in der generativen Grammatik, von dem Begriff der Regel machen: es scheint diesen
Gebrauch in Frage zu stellen. So ist es nicht verwunderlich, daß Linguisten, wenn sie sich mit
Kripke (1982) beschäftigen (wie Chomsky 1986, Grewendorf 1995), zu zeigen versuchen, daß sich
überhaupt kein Paradox ergibt. Im Zentrum dieses Seminars steht die Konfrontation der Regel-
auffassung insbesondere in der generativen Grammatik mit den Regelauffassungen von
Wittgenstein und seinen Interpreten (Kripke, Baker/Haker).
Teilnahmevoraussetzung: Grundkenntnisse von Wittgensteins
Philosophischen
Untersuchungen
und/oder Chomskys Sprachtheorie.
Qualifikation: schriftliche Hausarbeit
Literatur:
* G.P. Baker und P.M.S. Hacker (1984), Language, sense and nonsense, Oxford: Blackwell
* Paul A. Boghossian (1989), The rule-following considerations. Mind 98, 507-549
* Noam Chomsky (1986), Knowledge of language. Its nature, origin and use. New York: Praeger.
Kap. 4
* Günther Grewendorf (1995), Sprache als Organ û Sprache als Lebensform. Frankfurt/M.,
Suhrkamp
* Saul A. Kripke (1982), Wittgenstein on rules and private language, Oxford: Blackwell. Deutsch:
Wittgenstein über Regeln und Privatsprache. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1987
* Crispin Wright (1989), Wittgenstein's rule-following considerations and the central project of
theoretical linguistics. In: Alexander George (ed.),
Reflections on Chomsky
, Oxford:
Blackwell. 232-264
Eine der bedeutendsten Strömungen der Philosophie in Japan wird von der von Kitaro
Nishida
begründeten Kyoto-Schule repräsentiert. Ihre zentralen Bemühungen galten
über
mehrere Philosophiegenerationen hinweg neben der Ausarbeitung einer Philosophie der
Erfahrung vor allem der Religionsphilosophie. In ihr wird der Versuch unternommen, in der
Zusammenführung und Vertiefung westlichen und östlichen Denkens den Weg zu einer
transkulturellen Auffassung von Religion zu bahnen. Dieses Bestreben wird vor allem von
Najime
Tanabe
, Keiji
Nishitani
und
Shi zuteru Ueda
verkörpert. Auf diese
Autoren und ihre Arbeiten wird sich die besondere Aufmerksamkeit des Seminars richten. Zu
seinem Beginn wird eine Literaturliste mit englischen und deutschen Übersetzungen dieser und
anderer Religionsphilosophen der Kyoto-Schule verteilt, und ein Semesterapparat sowie ein
Ordner mit Kopiervorlagen werden die im Seminar zu behandelnde Literatur enthalten.
Leistungsnachweis: ausgearbeitetes Referat oder Hausarbeit.
Die intellektuelle Situation des ausgehenden Mittelalters war durch eine Kontroverse
gekennzeichnet, die in vielen philosophischen und theologischen Texten und in dem Aufbau und
der Organisation des universitären Unterrichts ihren Niederschlag gefunden hat: die Debatte
zwischen der via antiqua und der via moderna. Es ging dabei hauptsächlich um 1. die Auswahl
und Interpretation der an den Universitäten benutzten Texte und 2. die Beziehungen zwischen
den verschiedenen Wissenschaften des Lehrprogramms, vor allem der Philosophie und der
Theologie: Bilden beide eine Einheit oder haben sie je ihren eigenen modus procedendi?
Über die Existenz eines Wegestreites lassen die vielen Dokumente der Universitäten keinen
Zweifel bestehen. Schwieriger ist es jedoch, den genauen Hintergrund der Debatte zu verstehen.
Das Seminar setzt sich deshalb zum Ziel, den Wegestreit durch die Lektüre und Interpretation
von Universitätsdokumenten und philosophischen und theologischen Traktaten, die im Rahmen
der Debatte entstanden sind, aus einer interdisziplinären Perspektive (Geschichte, Philosophie,
Theologie) zu betrachten. So kann der Konflikt im Kontext der intellektuellen Kultur des späten
Mittelalters gedeutet und seine Signifikanz für das Studienprogramm der Universitäten
herausgestellt werden.
Es können qualifizierte Scheine für das Fach Philosophie erworben werden.
Philosophie und Rhetorik gelten oft als unvereinbar. Aber schon Platon, auf den diese
Überzeugung meist zurückgeführt wird, hat das Verhältnis beider differenzierter gesehen:
So
werden im äPhaidrosô die rhetorischen oder wenigstens der Rhetorik analogen Möglichkeiten der
Philosophie eigens bedacht und bestimmt. So läßt sich die Frage danach, was Rhetorik ist, als
Grundfrage der Philosophie im Sinne einer Frage nach ihren eigenen Möglichkeiten begreifen. In
der neueren Philosophie ist diese Frage vor allem von Nietzsche und Heidegger gestellt und
erörtert worden. Ihre Konzeptionen sollen im Mittelpunkt der Seminararbeit stehen.
Teilnahmebedingung ist die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit (Übernahme eines Referates) und
die persönliche Anmeldung, tel. oder in meiner Sprechstunde.
Das Seminar, das mein DFG-Projekt zur Erforschung der philosophischen Anfänge der Früh- romantik fortsetzt, steht natürlich vor allem den Teilnehmer(inne)n der Vorgänger-Veran- staltung, aber auch all denen offen, die bereit sind, zu einer intensiven und textnahen æKonstellationsÆ-Forschung neu hinzuzustoßen. Einen Stundenplan gibt es nicht. Scheine werden vergeben für die spontane Übernahme einer oder mehrerer Textvorbereitung(en) und deren nachträgliche schriftliche Ausarbeitung. Zur Vorbereitung der jeweiligen Sitzungen gehört ständig auch die Erkundung des ækonstellatorischenÆ Kontexts: der von Novalis benutzten Schriften Fichtes, Reinholds, Schmids, Forbergs, Hoffbauers usw. Zur vorbereitenden Lektüre geeignet ist der Schlußteil meines Buches äUnendliche Annäherungô. Anfänge der philosophischen Frühromantik , Frankfurt/M. 1997 (stw 1328).
In gewohnter Tradition lesen wir neueste Texte zur analytischen Diskussion ums Thema Selbstbewußtsein. Welche das sein werden, wird von den Teilnehmer(inne)n kurzfristig entschieden.
Wir diskutieren klassische und zeitgenössische Theorien zu den moralischen Grundlagen der
Demokratie. Außerdem werden eigene Forschungsprojekte vorgestellt.
Persönliche Anmeldung in der Sprechstunde von Prof. Höffe erforderlich.
Auf der Grundlage von Kants Schrift äZum ewigen Friedenô diskutieren wir Fragen einer
internationalen Rechts- und Friedensordnung. Persönliche Anmeldung in der Sprechstunde von
einem der Seminarleiter erforderlich. Für schriftlich ausgearbeitete Referate und für
Hausarbeiten kann ein benoteter Schein erworben werden.
Themenliste im Sekretariat, Raum 317
Textgrundlage
: Kant, Zum ewigen Frieden
Literatur:
O. Höffe (Hrsg.), I. Kant, Zum ewigen Frieden (= Klassiker Auslegen, Bd. 1),
Berlin 1995
Wenn alles gänzlich vorherbestimmt ist, gibt es kein freies Handeln; wenn alles zufällig ist, gibt
es kein verantwortliches Handeln. Zwischen diesen Katastrophen wollen Ethik und Sozialphilo-
sophie hindurchsteuern. Manche Autoren, so auch Popper, entwerfen dazu gewagte meta-
physische Konstruktionen, andere suchen einen Ausweg durch Problemanalyse. Mangels deter-
ministischer Hypothesen ist die probabilistische Kausalität auch ein Thema der empirischen
Humanwissenschaften.
Zum Erwerb eines benoteten Scheines muß ein Referat angefertigt werden.
Literatur
(vorläufig):
* Popper, äThe Open Universe. An Argument for Indeterminismô, Totowa 1982
* J. L. Mackie, äEthikô, Reclam 7680
Das erste Buch der æMetaphysikÆ genannten Sammlung von Schriften zur Ersten Philosophie soll in seiner Funktion als historische und zugleich sachliche Hinführung zur Problematik der ersten Prinzipien ( protai archaφ ) gelesen werden. Ausgegangen wird vom griechischen Text (daher sind Griechischkenntnisse mindestens auf dem Niveau des Graecums Voraussetzung für die Teilnahme). Fragen der Struktur des Buches A sollen berücksichtigt werden, ebenso die seines Verhältnisses zu anderen Büchern der Sammlung (etwa zu Buch a). û Für den Erwerb eines benoteten Scheines ist ein schriftliches Referat oder eine Hausarbeit erforderlich.
Text
:
* Aristotelis Metaphysica, ed. W. Jaeger, Oxford 1957 (Nachdrucke)
Kommentare:
* H. Bonitz, 1848
* W.D. Ross, 2 vols., (mit griech. Text), 1924 (Nachdruck)
* G. Reale, 3 Bde (mit Text u. ital. Übersetzung), 1993
Seit einiger Zeit gibt es ein Tutor-Programm zum Einüben des logischen Ableitens in
Formalismen der Aussagen-, Prädikaten- und Modallogik, das im Rahmen dieses Arbeitskreises
entwickelt worden ist. Dieses Programm wurde zunächst in Pascal für IBM-kompatible Rechner
geschrieben; für seine Portierung auf andere Plattformen stellen wir Versionen in TCL/TK.
Neue Mitglieder, die bereits Kenntnisse in dieser Sprache besitzen, sind herzlich willkommen.